Warum Maenner beim Koelschtrinken nicht zuhoeren und Frauen das ziemlich egal ist by Falko Rademacher
Autor:Falko Rademacher [Rademacher, Falko]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 2014-08-15T22:00:00+00:00
Ich habe bis jetzt noch kein Mädchen getroffen, das zugehört hätte. Man sagt dem weiblichen Geschlecht nach, dass es sich durch Feinfühligkeit auszeichne, aber sagen Sie mal »Hör zu« zu einer Frau, schon nimmt sie es zum Anlass, selbst mit dem Sprechen zu beginnen.
P.G. WODEHOUSE
kölner haben leicht reden
die Kölner reden gerne. Und hach, es ist wirklich eine Freude, ihnen zuzuhören, juppheissa. Es ist ja auch nicht so, als ob man eine Wahl hätte. Die Kölner sind stolz darauf, so kommunikativ zu sein. Immer wieder wird darauf verwiesen, dass man in Kölner Kneipen nie lang alleine bleibt, weil man irgendwann garantiert von jemandem angequatscht und in ein Gespräch hineingezogen wird. Geselligkeit, Offenheit, Kontaktfreude. Widerstand ist zwecklos.
Imis sind in dieser Frage gespalten. Manche, die vor allem aus dem norddeutschen Bereich kommen, finden es zumindest anfangs ganz angenehm, in Gespräche verwickelt zu werden. Sie sind neu in der Stadt und kennen keinen, da ist man dankbar, wenn man jemanden kennen lernt … anfangs.
Irgendwann fällt dem Imi dann doch auf, dass ihm die meisten seiner an sich ja irgendwo auch liebenswerten Gesprächspartner doch ein kleines bisschen total auf die Eier gehen. Letzten Endes möchte man sich doch gerne selber aussuchen, mit wem man sich unterhält, insbesondere nachdem man festgestellt hat, dass man anscheinend eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf rotnasige Gesellen aus Kalk oder Ehrenfeld ausübt, die sich alle für verhinderte Fremdenführer und Köln-Experten halten. Dietmar Wischmeyer, der große alte Mann des Menschenhasses, beschrieb es beizeiten so: »Das sieht in etwa so aus, dass sich in einer Kölner Kaschemme wildfremde Blödiane zu dir an den Tisch setzen und mit ihrem vulgären Dialekt anspucken.« So ganz unrecht hat der Typ da nicht, muss man zugeben. Spaß macht das nicht, man fühlt sich nachgeradezu missbraucht. Vor allem, wenn die einem noch mit ihrer ganz speziellen Meinung zum Thema Asylanten (»Erst mal kastrieren, damit die sich nicht noch vermehren!«) oder Düsseldorfer (»Erst mal kastrieren, damit die sich nicht noch vermehren!«) ankommen.
Wischmeyer empfiehlt eine Abwehr-Strategie: »Wenn man ihn allerdings ärgern will, den Kölner, dann erzählt man ihm, man finde alles Kölsche total klasse: die Doofenmucke von BAP, dass jeder schwul is’, den Karneval – einfach alles, aber am besten fände man das Altbier hier, das sei ja so was von schweinelecker und würde zu der Stadt passen wie Arsch auf Eimer. Spätestens dann darf man sich rühmen, einen Kölner zum Feind zu haben.« Wobei wir uns fragen, in welcher »Kölner Kaschemme« Herr Wischmeyer Altbier getrunken haben will. Aber lassen wir das.
Männer auf der ganzen Welt gehen in Kneipen, um Stress abzubauen. Alkoholgenuss und Damenbekanntschaften sind sekundär. Bei den Kölnern ist es genau umgekehrt. An erster Stelle steht der Alkohol, dann kommen die Frauen, und was übrig bleibt, hat mit Stressbewältigung nichts zu tun, zumindest nicht im klassischen Sinne. Normalerweise gehen Männer »in Ruhe einen trinken«, was bedeutet, dass es keine Notwendigkeit zum Reden gibt. Sollte ein Mann die ganze Zeit nur schweigen und vor sich hin starren, wird das respektiert. Die Männer wissen, der baut nur Stress ab.
Die Kölner sehen das jedoch anders.
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